P. Georg Kopic SDB

Am 25. November starb im 88. Lebensjahr P. Georg Kopic SDB

Georg oder (tschechisch) Jiří Kopic wurde am 24. Dezember 1932 in Prag als einziges Kind der Eheleute Anna und Jan Kopic geboren und am 8. Januar 1933 in der Kirche der hl. Theresia vom Kinde Jesu in Prag getauft. Die Salesianer Don Boscos lernte er im Jahre 1940 in Prag kennen, wo er auch während des Krieges und später bis 1950 regelmäßig das Oratorium in Prag-Kobylisy besuchte, das von den Salesianern Don Boscos geführt wurde. Im Oratorium war er als Musiker und Schauspieler sehr aktiv, Fähigkeiten, die er auch später noch gut zu gebrauchen und einzusetzen wusste. In dieser Zeit des Oratoriums lernte er auch P. Stepan Trochta, den späteren Bischof und Kardinal, kennen. Unter dem Einfluss von P. Trochta und anderen dort tätigen Salesianern entstand bei Jiri schon bald der Gedanke und der Wunsch, Salesianer Don Boscos und Priester zu werden und für die anderen jungen Menschen zu arbeiten.
Am 13. April 1950 wurden alle Ordenshäuser und ihre Einrichtungen in der Tschechoslowakei durch die Kommunistische Polizei und das Militär gewaltsam geschlossen. Die Jugendlichen des Oratoriums aber gaben nicht auf und trafen sich weiter heimlich in dem in der Nähe liegenden Restaurant „Zur goldenen Aussicht“. Aber die Aussichten waren für Jiri dennoch nicht gut. Der Weg zur Erfüllung seines Wunsches, Priester und Salesianer zu werden, war ihm für die nächsten zehn Jahre versperrt. So arbeitete er als Maschinenbautechniker in der Maschinenfabrik CKD, wo er auch den ehemaligen Jesuitenschüler Pavel Kucera kennenlernte. Im Jahr 1960 entschied sich Jiri endgültig und fest, Salesianer zu werden, und fing im Untergrund seine Ausbildung im Vornoviziat, Noviziat und Philosophiestudium an. Mit dem damaligen Provinzial der Salesianer Don Boscos, P. Frantisek Misa, besprach er dann seine Absicht, zu emigrieren und seine theologische Ausbildung in Italien zu absolvieren. Der Provinzial stimmte dem zu.
So konnte er zu Ostern 1964 gemeinsam mit Pavel Kucera, den er in der Maschinenfabrik kennengelernt hatte, nach Österreich „ausreisen“. Dort suchte er dann um politisches Asyl an. Während des Aufenthaltes im Flüchtlingslager bekamen beide eine Ausreisebewilligung nach Italien. In Turin wollte er bei den Salesianern sein im Geheimen begonnenes Studium fortsetzen und beenden. Aber die dortigen Oberen wollten seine bisher absolvierten Schritte der Ausbildung nicht anerkennen. Deswegen setzte er sein Studium an einer Hochschule bei den Benediktinern und später an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Diözese Augsburg in Dillingen fort. Dort schloss er auch sein Studium erfolgreich ab und wurde in die Diözese Augsburg aufgenommen. Am 22. Juni 1969 wurde er in Dillingen durch Bischof Josef Stimpfle zum Priester in der Diözese Augsburg geweiht.
Sein erster Einsatz als Priester in der Diözese war die Kaplansstelle in Grönenbach im Landkreis Memmingen, ganz in der Nähe von Buxheim. Sein drängender Wunsch, Salesianer zu werden, war auch in dieser Zeit immer noch vorhanden. Durch die Bekanntschaft mit den Salesianern Don Boscos in Buxheim, insbesondere mit dem aus der Slowakei geflohenen P. Medard Stepanovsky, wurde dieser Gedanke immer stärker. Und so trat Georg am 15. August 1971 in das Noviziat der Salesianer Don Boscos in Jünkerath ein und legte am 15. August 1972 seine erste Profess und im Jahre 1975 seine ewige Profess ab. So konnte sein lange gehegter Wunsch doch noch in Erfüllung gehen. Seine erste Aufgabe als Salesianer war die eines Gruppenerziehers im Salesianum in München von 1972 bis 1982. Hier setzte er auch immer wieder seinen trockenen Humor und seine schauspielerischen Fähigkeiten als pädagogische Mittel ein. Neben seiner Aufgabe als Gruppenerzieher war er auch als Seelsorger für die tschechischen Flüchtlinge tätig. Im Jahre 1979 wurde er in die Bundesrepublik Deutschland eingebürgert.
Im Jahre 1982 ergab sich für sein Leben eine neue Wendung: Mit dem Übertritt in die Provinz Verona (später Venedig) der Salesianer wurde ihm die Leitung des „Centro Religioso Boemo“ in St. Martin in Gies bei Bozen in Südtirol übertragen. Das Haus war ein Zentrum in den Südtiroler Bergen zur Betreuung von Kindern tschechischer Staatsbürger im Ausland. Zusammen mit P. Alois Frydrych führte er diese Einrichtung. Dort konnten viele Familien, Jugendliche und Kinder aus Tschechien, die in Italien, Deutschland und in der Schweiz lebten, ihre Ferien verbringen. Wie aus Gies berichtet wird, half P. Kopic in dieser Zeit auch sehr häufig in der dortigen Pfarrei und in der Umgebung in der Seelsorge aus. Noch heute wird dort sehr positiv über ihn, über seinen Eifer und seinen Einsatz gesprochen. Auch bei seinen späteren Besuchen dort hatte er guten Kontakt mit der Bevölkerung. Aber auch von St. Martin aus besuchte er regelmäßig die tschechische Gemeinde in München. Von 1995 bis 1999 leitete er sogar die Tschechische Mission in München. Die Seelsorge für die tschechischen Mitbürger war ihm immer ein großes Anliegen. Dafür wandte er viel Zeit und Kraft auf. Aber auch die Südtiroler Zeit, diese 24 Jahre, waren für ihn eine ganz wichtige Zeitspanne, von der er immer wieder sprach und die er auch durch die alljährlichen Besuche und Begegnungen danach immer wieder „zurückholte“.
Das Alter machte es erforderlich, dass er im Jahre 2006 – da war er 74 Jahre alt – die Leitung des Hauses abgab und in seine ursprüngliche Provinz nach Deutschland zurückkehrte. So wurde er in die Gemeinschaft nach Ensdorf versetzt zur Mitarbeit in der Seelsorge. Von hier aus besuchte er auch immer wieder seine Heimat. Der Bezug zu seinen Bekannten und den Menschen dort war ihm wichtig. So gut er konnte, war er auch bereit, Gottesdienste in den verschiedenen Pfarreien und ganz besonders gerne im BRK-Altenheim in Ensdorf zu feiern. Der Dienst für die Bewohner des Heimes war ihm bis vor einem Jahr ein großes Anliegen. Auch die Verstärkung unserer salesianischen Gemeinschaft im Gebet und im Gespräch lag ihm sehr am Herzen. Selbst, wenn es ihm nicht so gut ging, wollte er beim Gottesdienst da sein und wollte, auch wenn er sich schwach fühlte, die Eucharistiefeier als Konzelebrant mitfeiern.
Etwa vor einem Jahr wurde bei ihm eine starke Herzschwäche festgestellt, die immer wieder zu körperlichen Ausfällen führte. Die Einsetzung eines Herzschrittmachers ermöglichte eine vorübergehende Verbesserung des Befindens. Etwa zwei Wochen vor seinem Tod ließen seine Kräfte dann sehr stark nach, so dass er teilweise auf die Teilnahme am Essen und am Gottesdienst verzichtete. Am Sonntag, dem 22. November wurde er nach dem Gottesdienst der Mitbrüdergemeinschaft in seinem Zimmer nicht ansprechbar mit einem Schlaganfall aufgefunden, an dem er nach drei Tagen im Krankenhaus Amberg verstarb, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben.
Der letzte Satz in seinem Testament lautet: „Liebe Mitbrüder, betet für mich!“