Vorwort des Vorsitzenden

Liebe Mitglieder und Freunde des Sudetendeutschen Priesterwerks!
„Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg.“ (Jes 2,4) Kein Jahr, in dem diese prophetischen Worte die erste Werktagsmesse des Advents, den Montag begleiten, an dem uns nicht irgendein Krieg auf dieser Welt einfiele – aber wer vermöchte in diesen Tagen nicht in jenes Land hinunter zu denken, dem die Worte erstmals galten. Egal, was zwischen dem Schreiben und dem Lesen dieser Zeilen geschehen sein wird: Krieg ist schrecklich, Krieg im Heiligen Land gotteslästerlich. Und wieder sind Menschen auf der Flucht, der „Ausweg“ nach Ägypten so tröpfchenweise offen wie die Zäune Europas gegen die Wellen des Elends der fliehenden Menschen aus dem mittleren Osten und Afrika. Und ja: Wenn sie unsere Gesellschaft mitreißen, weil wir zumindest den Versuch der Solidarität ernster nehmen als den Verlust der Menschlichkeit, dann wird das so sein.
Als nach dem Krieg eine Welle von Vertriebenen in das Nachkriegsdeutschland brandet, da gab es viel Solidarität, aber auch viel Kälte. Im Letzten haben es die (Groß-)Väter und (Groß-)Mütter meiner Generation geschafft, weil die Menschlichkeit überwog – und wohl auch, weil man jenseits der dialektalen Fremdheit spürte, dass wir gemeinsam glauben. Genau dieser Glaube kommt unserer Gesellschaft nun abhanden – ob sie schon reif ist, ohne Gott im Gewissen menschlich zu bleiben?
Weihnachten ist immer noch eine Chance, den innersten, guten Kern eines jeden Menschen anzusprechen, auch wenn ihm Gott und die Kirche fremd geworden sind. Geben wir durch unser Reden und Handeln Zeugnis gegen manche Resignation: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden!
Ihr
Pfr. Holger Kruschina

Weihnachtsgruß des Vertriebenenbischofs

Baustelle Bethlehem
Eine moderne Krippendarstellung in Fatima zieht mich jedes Mal, wenn ich dort bin, in ihren Bann. Beim Weltjugendtag 2023 wurde unsere Pilgergruppe eingeladen, einige Kilometer zu Fuß nach Fatima zu pilgern und dort sah ich dann diese Krippendarstellung hinter einem Baugerüst. Zuerst habe ich mich geärgert, dass ich diese Krippe nicht in aller Schönheit sehen konnte, aber dann habe ich doch ein Foto gemacht, weil mir der Gedanke gefiel: Krippe als Baustelle. Wenn eine Baustelle zu sehen ist, wissen wir: Hier wird etwas neu errichtet oder wenigstens renoviert. Man braucht ein Gerüst, um an alle Stellen heranzukommen, die zu bearbeiten sind. An Weihnachten feiern wir unseren Gott, der eine Baustelle einrichtet, um etwas zu erneuern oder zu renovieren: unser Menschengeschlecht. Da genügte nicht mehr ein wenig Farbe, sondern es war eine Generalsanierung nötig, die von höchster Stelle angeordnet und dann auch ausgeführt wurde. Die Erneuerung der Welt und die Befreiung von allem Schmutz der Jahrhunderte waren nur möglich, weil es eine grundlegende Erneuerung gab. Danach konnten die Menschen und die ganze Schöpfung wieder im goldenen Glanz erscheinen. Das Gerüst ist dabei die Liebe Gottes, die an alle schadhaften Stellen herankommen muss. Diese Liebe hat Gott aufgebracht, als er mit seinem Sohn den Beschluss fasste, ihn in diese Welt zu senden und in Bethlehem, der alten Königsstadt, geboren zu werden. Allein durch diese Ortswahl sollten alle Menschen erkennen, dass hier etwas Königliches passiert. Die Weisen aus dem Morgenland hatten es bemerkt und ihre Lasttiere gesattelt, um dem neugeborenen König ihre Aufwartung zu machen und mit kostbaren Geschenken zu überhäufen, die zu seiner neuen Königsherrschaft passen.
An Weihnachten hören wir wieder die Texte des Lukasevangeliums. Dem Evangelisten Lukas war es wichtig, die Einzelheiten zusammen zu tragen, die heute unser christliches Denken über Weihnachten prägen. Die Wissenschaftler der Bibel sagen uns, dass Lukas ein Baumeister war, der viele Einzelheiten über die Geburt Jesu zusammengetragen hat, die eigentlich in den ganz intimen Bereich der heiligen Familie gehören und bestimmt weder von Maria noch von Josef aufgezeichnet wurden. Wir spüren die Liebe des Evangelisten zum Detail und erkennen auch die zahlreichen alttestamentlichen Bezugspunkte, die uns sagen sollen: Jetzt ist die Zeit erfüllt und der Messias gekommen.
Jedes Jahr versuchen die Prediger, die alten Geschichten der Bibel neu zum Leuchten zu bringen. Sie versuchen auch an Weihnachten, in den unruhigen Zeiten von Krieg und Umweltkatastrophen in Griechenland und Marokko und der lebensgefährlichen Flüchtlingsbewegung über das Mittelmehr die Botschaft von der Ankunft des göttlichen Lebens in dieser Welt neu zu verkünden. Die Menschwerdung des Gottessohnes erfolgte in einer Zeit der politischen und religiösen Unsicherheit damals und hat deshalb auch uns etwas in dieser derzeitigen Situation von Kirche und Gesellschaft zu sagen. Die für mich beruhigende und frohmachende Aussage ist: Die Menschwerdung Gottes zeigt an, wie groß das Interesse Gottes an uns Menschen ist. Wir haben allen Grund, uns vor Veränderungen in Kirche und Gesellschaft nicht zu fürchten, sondern an den Gerüstbauer und Baumeister zu glauben, der alles und jeden von uns mit seiner Liebe erreichen will. Freuen wir uns daran, dass Weihnachten und seine Wirkung niemals zu Ende sind.
Ein gesegnetes Weihnachtsfest und die Freude am neuen Leben durch das Kind von Betlehem wünscht von Herzen!
Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

Weihnachtsgruß des Präses der Sudetendeutschen

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
als die Nacht am tiefsten war, tatsächlich wie auch im übertragenen Sinne, da wird im kleinen Kind von Bethlehem Gott selbst Mensch. Da kommt er in Jesus Christus in unsere Welt, um das Licht in der Finsternis zu sein, auf das alle gewartet haben und das die Propheten so lange schon verkündet haben. Und dieses Licht leuchtet uns bis heute. Daran glauben wir Christen, und darauf vertrauen wir, trotz aller Not und allen Leides um uns herum.
Martin Luther King hat einmal gesagt: „Finsternis kann die Finsternis nicht vertreiben. Nur das Licht kann das. Hass kann Hass nicht vertreiben. Das kann nur die Liebe.“
In Christus, liebe Schwestern und Brüder, ist das Licht gekommen, dass die Finsternis vertrieben hat, und die Liebe, die fähig ist, allen Hass zu überwinden.
Er ist Mensch geworden, um uns diese Liebe zu schenken, damit wir sie weitergeben, damit unsere Welt heller und friedlicher und liebevoller ist.
„Welt ging verloren - Christ ward geboren. Freue Dich, oh Christenheit.“
Diese weihnachtliche Freude wünsche ich Ihnen allen zum Christfest und an allen Tagen des Neuen Jahres 2024.
Gottes Schutz und Segen!
Ihr Dieter Olbrich

Maria Kulm: Völkerverbindendes Wallfahrtsfest

Patroziniumsfest der Dientzenhofer-Basilika und 24. Egerländer Gebetstag
Milan Kučera, Ritter des Ordens der Kreuzherren mit dem roten Stern auf Maria Kulm, war der Hauptzelebrant des diesjährigen Wallfahrtsfests und Patroziniums. Mit seinen bewegenden Worten begeisterte der Propst die Gläubigen deutscher und tschechischer Zunge für die Frohbotschaft des Glaubens an dieser besonderen europäischen Begegnungsstätte. In seinen Grusworten stellte der 1. Vorsitzende des Fördervereins Maria Kulm, Dr. Helmut Eikam, heraus: „Der Verein dient vor allem dem Erhalt der Dientzenhofer Basilika. Maria Kulm ist eine besondere Begegnungsstatte: Geographisch inmitten Europas, buchstäblich im Herzen Europas gelegen, symbolisiere sie den Leitspruch des Fördervereins ,Maria in unserem Herzen‘.“ Das Dientzenhofer-Kleinod, derzeit in Generalsanierung, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Propst Kucera verdeutlichte, das es in der Heiligen Messe nicht um Perfektion, sondern um das lebendige Miteinander, das Zusammenwirken der Gläubigen, gehe. „Der Herr ist mein Licht und mein Heil – vor wem sollte ich mich furchten?“ – diese starke, lebensnahe Frohbotschaft des Psalms 27,1 bildete das Herzstuck der Predigt. Propst Kučera gelang es, einen modernen Bogen vom Wallfahrtstag zum Himmelfahrtstag zu spannen: „Ebenso hat sich Maria, die Muttergottes, damals in einer undenkbar imperfekten Situation befunden: verlobt mit Joseph, so doch vom Heiligen Geist in guter Hoffnung. Der feste Glaube hat Maria aufgefangen und unversehrt in den Himmel geführt.“ Kučeras flammende Predigt erreichte die Wallfahrer. Der Funke sprang über. Ebenso inspiriert von Kučeras Predigt betonte Luis-Andreas Hart, Vorstand des Fördervereins, das die Völkerverständigung und Völkerversöhnung auf Maria Kulm gelinge, und untermauerte die vielversprechende Zukunft Maria Kulms: „Wie Sie alle sehen, schreitet die Renovierung, die Wiederherstellung der barocken Einzigartigkeit dieser Kirche voran.“ Die Erneuerung der architektonischen Großtat von Christoph Dientzenhofer schließe auch die Propstei mit ein: Diese befinde sich zur Zeit im Umbau zu einem würdevollen und innovativen Begegnungszentrum. Hierfür stelle die Ende Juli eingeweihte BMW-Teststrecke für autonomes Fahren bei Falkenau wirtschaftlich bedeutsame Weichen. Die Region um die Wallfahrtskirche prosperiere: Weitere vielversprechende Zeichen des Zeitgeistes seien die erstmalig initiierten Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen, an denen Maria Kulm ebenso beteiligt war. Vor allem die Teilnahme des neuen tschechischen Präsidenten Petr Pavel – er stammt selbst aus der Region Marienbad – sei untrüglicher Beweis dafür, das man auf höchster Ebene europäische Völkerversöhnung und Völkerverständigung praktiziere. „Besondere Wirkung und Strahlkraft gehen hierfür von Maria Kulm aus“, so Hart. Wichtig sei auch die Verbindung Maria Kulms mit den Marienkirchen der Region, zu denen die Wallfahrtsstatte Maria Loreto gehöre. Seit jeher hatten sein Vater Anton Hart und Josef Dollner, Grunder des Fördervereins Maria Kulm, die enge Verbundenheit zwischen den beiden Kirchen gepfl egt. Das anschließende deutsch-tschechische, bayerisch-böhmische Wallfahrtsfest auf dem Vorplatz der Kirche, zu dem Luis-Andreas Hart alle Pilger im Namen des Fördervereins und des Propstes einlud, war an diesem Himmelfahrtstag – bei strahlendem Wetter, freudiger Stimmung, böhmische Speis und Trank, Musik und Tanz – ein untrügliches Zeichen für den lebendigen Glauben auf Maria Kulm. Von dieser Lebendigkeit inspiriert führte Dr. Helmut Eikam seine Maria-Kulm-treuen Buswallfahrer aus Schrobenhausen in seinem Jubiläumsjahr durch seine Geburtsstadt Eger, von der Wallensteinstraße – in jener erblickte Eikam am 24. Februar 1943 vor 80 Jahren das Licht der Welt – vorbei am Rathaus, Egerer Wastl, Museum beziehungsweise Pachelbelhaus und St. Nikolaus bis zur Egerer Burg. Der Bogen zwischen Eger, der alten, und Schrobenhausen, der neuen Heimat des damals dreijährigen und heute 80jahrigen Helmut Eikam, besiegelte den Wallfahrtstag mit der Botschaft: Völkerversöhnung und -verständigung unter dem europäischen Schutzschirm Mariens gelingen – auch in Zukunft.

Quelle: Sudetendeutsche Zeitung, Folge 38, 22.9.2023, S. 5

Kardinal Dominik Duka besuchte das „Wunder von Schüttwa“

Kardinal Dominik Duka besuchte das „Wunder von Schüttwa“
Franz Metschl, Ortsbetreuer von Schüttwa, dem heutigen Šitboř, ist trotz seiner 84 Jahre noch immer voller Elan, wenn es um seine ehemalige Heimat geht. Mit großer Freude verfolgt er die derzeitige Renovierung der Kirche in Šitboř und die vielen anderen Aktivitäten in dem Ort, in dem um 1350 der deutsche Dichter, Stadtschreiber und Notar Johannes von Schüttwa geboren wurde. Dieser hatte mit den „Ackermann aus Böhmen“ eine der wichtigsten deutschsprachigen Prosadichtungen des späten Mittelalters verfasst. Das Streitgespräch zwischen einem Bauern und dem personifizierten Tod gilt als einer der wenigen literarisch bedeutenden deutschsprachigen Texte des späten Mittelalters.
Die vielen positiven Veränderungen in Šitboř hat Metschl immer als „das Wunder von Schüttwa“ bezeichnet. Metschl war mitseiner Frau Gretl 45 Jahre als das bekannte Gesangsduo Gretl & Franz bei vielen Heimatvertriebenen unter anderem bei Veranstaltungen im In -und Ausland unterwegs. Er bemerkt, dass er auch im Sinne seiner Frau Gretl, die inzwischen verstorben ist, immer für die Belange der Heimat eintreten werde.
Der kleine Ort Šitboř/Schüttwa beiPoběžovice/Ronsperg wird immer attraktiver und zu verdanken ist dies in erster Linie dem Verein Nikolaus (Spolek Mikuláš) mit seinem rührigen Vorsitzenden Ivo Dubský.
In das kleine, nun nicht mehr ganz unbedeutende Böhmerwalddorf Schüttwa war kürzlich Kardinal Dominik Duka aus Prag zu gekommen. Er wurde dort von Bürgermeister Martin Kopecký, Ivo Dubský und dessen Frau Eva, Senator Vladislav Vilímec, dem 2. Vorsitzenden des Nikolausvereins Ladislav Boček und von Franz Metschl begrüßt. Letztgenannten hatte Dubský als den Ortsbetreuer der ehemaligen Bewohner von Schüttwa vorgestellt.
Der Kardinal hörte sehr aufmerksam zu, wie Ivo Dubský den Werdegang des Projekts Šitboř/Schüttwa vortrug. Duka wollte vor allen Dingen wissen, warum und was der Anlass dazu war, dieses Projekt ins Leben zu rufen. Der Grund war in erster Linie der berühmte Sohn des Ortes, Johannes von Schüttwa der 1350 in diesem Ort geboren wurde. Er schrieb die Prosa: "Der Ackermann aus Böhmen“. Ein wichtiger Punkt der Aktivitäten war auch die historische Kirche. Obwohl diese und der Kirchturm bereits zu einer Ruine verfallen waren, hat man das Kirchenareal mit Friedhof in das Projekt mit aufgenommen, was auch vom deutsch-tschechischen Zukunftsfonds finanziell unterstützt und begleitet wird. Auch die ehemaligen Bürger von Schüttwa unterstützen diese Vorhaben immer wieder mit Spenden. Das hatte dem Kardinal scheinbar imponiert, denn er richtete seinen Blick zu Franz Metschl.
An der neuen, von dem Bildhauer Jaroslav Sindelař geschaffenen Nikolausstatue, die nun über Šitboř wacht, wurde noch ein Gruppenbild zur Erinnerung an diesen Besuch gemacht. Den Kardinal zog es dann hin zu den zwei neuen Sitzbänken. Dort fühlte er sich so richtig wohl und scherzte mit den Besuchern. Der kleine Park und der Friedhof werden vorzüglich vom 2. Vorsitzenden des St. Nikolausvereins Ladislav Boček gepflegt.
Nach einer kurzen Erholungspause wurden die renovierte Sakristei und der Altarraum aufgesucht. Auch hier übernahm Ivo Dubský die Führung. Durch ein kleines Fenster sah Kardinal Duka in den noch sehr reparaturbedürftigen Innenraum des Kirchenschiffes. Bevor der hohe Kirchenvertreter der der tschechischen Katholiken den Altarraum verlassen wollte, wandte er sich an Franz Metschl und sagte: „Ich möchte nun für die Schüttwaer Verstorbenen und Vertriebenen beten“. Er ging zum neu angefertigten Altar und betete das „Vater Unser“ in deutscher Sprache. Metschl war zu Tränen gerührt und bedankte mich mit einem herzlichen Vergelt‘s Gott beim Kardinal. Der Ortssprecher betont, dass er diesen besonderen Moment wohl nicht mehr vergessen werde.
Anschließend wurden dem Kardinal noch Geschenke überreicht. Dieser bedankte sich und verabschiedete sich von den Anwesenden und auch von Ortssprecher Franz Metschl persönlich. „Dieser Samstagnachmittag war ein weiterer Höhepunkt für Schüttwa und auch für mich. Es ist schon eigenartig; was sich in Schüttwa so ereignet“, bemerkt Metschl.
Mit Ivo Dubský hat der Ortssprecher dann auch noch wegen einer möglichen Unterstützung durch die Sudetendeutsche Stiftung gesprochen. Dabei versprach Metschl, dass er und Bürgermeister Thomas Ludwig von der Gemeinde Seckach, wo viele ehemalige Schüttwaer eine neue Heimat gefunden haben, einen Antrag an die Stiftung schreiben werden. Im Jahre 1981 war übrigens der Grundstein einer Patenschaft zwischen Seckach und Schüttwa gelegt worden.
Bereits Anfang September war Franz Metschl gemeinsam mit Ivo Dubský zu Gast beim Bürgerfest des Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier in Berlin, in dessen Verlauf auch das 25-jährige Jubiläum des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds gefeiert wurde. Diese Gelegenheit wollte er dazu nützen, um mit den Verantwortlichen des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds weiter um Unterstützung für Projekt in Schüttwa zu werben. Dabei war es ihm auch möglich, mit dem Vorsitzenden des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds aus Prag, Tomáš Jelinek zu sprechen und ihm das Anliegen vorzutragen, die Renovierung der Kirche in Schüttwa weiter zu unterstützen. Dabei ist es ihm ein großes Anliegen, dass das Kirchenschiff auch mit einem Dach versehen wird. Dass sie dabei doch etwas bewegen konnten, ist einer E-Mail zu entnehmen, die Metschl von Jelinek erhalten hat. Er schreibt: „Es war für uns eine große Freude, gemeinsam mit Ihnen in Berlin zu feiern: den langen Weg, den Deutsche und Tschechen gemeinsam in den letzten 25 Jahren mit Unterstützung des Fonds zurückgelegt haben, denn Sie haben, Herr Metschl, dazu sehr viel beigetragen und dafür gebührt Ihnen große Anerkennung und Dank! Über unsere Möglichkeiten in Bezug auf die Kirche in Schüttwa werden wir uns beraten und melden uns bei Ihnen und Herrn Dubský“. Und jetzt hoffen alle darauf, dass die Kirchenrenovierung in Schüttwa auch wirklich ein gutes Ende findet.

Karl Reitmeier

Fahrt der Pfarrei Moosbach nach Pilsen

Seit vielen Jahren pflegen die Pfarreien Moosbach und Eslarn im Bistum Regensburg einen engen Kontakt zur Nachbarpfarrei Bělá nad Radbuzou (Weißensulz) im tschechischen Bistum Pilsen. Dies drückt sich auch im Jahr für Jahr in einer der drei Pfarreien stattfindenden Friedensgottesdienst zum Volkstrauertag aus. Nun unternahm die Pfarrei Moosbach einen Ausflug in die Bischofsstadt Pilsen. Nachdem die Reisegruppe unter Leitung von Pfarrer Udo Klösel in einer Stadtführung das historische Zentrum der westböhmischen Metropole kennenlernen durfte, hatte man Gelegenheit, die Kathedrale St. Bartholomäus zu besuchen. Hier erwartete sie bereits der emeritierte Bischof von Pilsen František Radkovský. Nach einer Friedensandacht berichtete er über die Situation der Kirche in Tschechien zur Zeit des Kommunismus, und erzählte dabei auch viel über seine eigene Lebensgeschichte. Nachdem man noch an der alten und neuen Synagoge über die jüdische Geschichte Pilsens informiert wurde, konnte man sich beim Mittagessen stärken. Den Abschluss des Pfarrausflugs nach Pilsen bildete ein Besuch im bekannten Biermuseum von Pilsen.
Udo Klösel

Feierliche Andacht im Heidebrünnel

Am Randes des Auerberges, oberhalb von Weilersbach ließ der 2011 verstorbene Monsignore Adolf Schrenk eine außergewöhnliche, historisch hintergründige Kapelle errichten, die zur „Maria-Hilf“-Kapelle geweiht, die geschichtsträchtige Bezeichnung „Heidebrünnel“ trägt. Sie wurde nach dem Vorbild von Adolf Schrenk‘s Heimatkapelle im Altvatergebirge errichtet, die 1946 durch einen Blitzschlag zerstört wurde. Pfarrer Adolf Schrenk bezeichnete diese originalgetreu nachgebaute Kapelle als einen „Brückenschlag zur alten Heimat“.
Monsignore Herbert Hautmann, der Nachfolger des aus dem Altvatergebirge stammenden Vertriebenenseelsorgers Schrenk, hatte jetzt zu einer Andacht in diese wunderschöne Kapelle eingeladen, und freute sich über den Besuch einiger Landsleute. Der aus Eger stammende Geistliche hielt eine feierliche Marienandacht mit heimatlichen Liedern wie „Über die Berge schallt“, „Es blüht der Blumen eine“ und hob in seiner Ansprache „die Rosenkranzkönigin“ hervor, deren Fest gerade auf diesen Tag fiel. Monsignore Herbert Hautmann freute sich, das der Neffe von Pfarrer Adolf Schrenk Martin Ott, angereist war, der alle Landsleute mit Akkordeonklängen und mit Lobliedern auf die Heimat, die sein Onkel getextet hatte, die Herzen seiner Zuhörer berührte. Herbert Hautmann bedankte sich bei Mesnerin Barbara Stähr, die sich ehrenamtlich und mit großer Liebe um diese wunderschöne Kapelle kümmert, die ein Anziehungspunkt für viele Wallfahrer ist. Anschließend besuchte die sudetendeutsche Gruppe das Grab von Adolf Schrenk auf dem Weilersbacher Friedhof, wo Monsignore Herbert Hautmann im Gebet seines Vorgängers gedachte, der hier das jüngste Marienheiligtum im Erzbistum Bamberg errichten lies. Anschließend setzte man sich zu einer gemütlichen Runde in einem Lokal zusammen und tauschte bei Kaffee und Kuchen „Gedanken aus der alten Heimat“ aus. Monsignore Herbert Hautmann und seine Landsleute waren sich einig, dass man so einen schönen heimatlichen Nachmittag jährlich einplanen sollte.
Bernhard Kuhn

Václav Dvořák: Der Märtyrer, der überlebt hat

Im Sommer dieses Jahres sind 15 Jahre vergangen, seit Monsignore Václav Dvořák verstorben ist, über den sein Freund Monsignore Karel Fořt sagte: „Er war ein Märtyrer, der überlebt hat.“
Er wurde am 28. Dezember 1921 in Bechin (Bechyně) in Südböhmen in einer einfachen Familie eines Maurers und eines Kleinbauern geboren. Seine Eltern zogen ihn zusammen mit drei Geschwistern auf. Er besuchte die allgemeine Schule in Bechin. Anschließend studierte er in den Jahren 1933–1941 in Tabor (Tábor) am Gymnasium. Ab seinem zehnten Lebensjahr war er aktiver Pfadfinder, mit sechzehn wurde er Pfadfinderleitner, außerdem leitete er die sogenannten Waldschulen für Pfadfinderleitner. Er war auch aktives Mitglied von Turnverein Sokol.
Benediktiner Method Clemens, der die sogenannte Legio Angelica leitete, die der Jugend und den Pfadfindern gewidmet war, wurde zur Inspiration für Václavs Berufung zum Priestertum. Im September 1941 trat er in das Priesterseminar in Budweis (České Budějovice) ein, wo er nur das erste Jahr absolvieren konnte. Das Priesterseminar wurde nach dem geschlossen und Václav Dvořák ab September 1942 in Linz totaleingesetzt. Hier arbeitete er in einer Rüstungsfabrik als Lohnbuchhalter. Es ist bekannt, dass er nach der Arbeit gemeinsam mit anderen tschechischen Theologiestudenten Vorlesungen österreichischer Theologieprofessoren besuchte. Er überlebte im Mai 1944 einen Flächenbombardement in Linz. Am 24. April 1945 gelang ihm schließlich die Flucht und er kehrte nach Hause zu seinen Eltern zurück.
Nach dem Krieg kehrte er im Juli 1945 ins Priesterseminar in Budweis zurück, das zweite Jahr des theologischen Studiums zu absolvieren. Er verbrachte sein drittes und viertes Studienjahr an der Theologischen Fakultät in Lyon, Frankreich. Sein letztes Studienjahr absolvierte er erneut in Budweis. Seine Priesterweihe empfing er am 27. Juni 1948 aus den Händen von Bischof Josef Hlouch in der Zeit nach dem kommunistischen Staatstreich, sodass bereits seine Priesteranfänge stark von dieser Tatsache geprägt waren.
Er diente zunächst als Kaplan in Kardasch Retschitz (Kardašova Řečice), wo er sich trotz großem Druck weigerte, die Pfarrfelder und den Wald den Kommunisten zu übergeben. Bald darauf, am 2. Januar 1949, übertrug ihn Bischof Hlouch in die Pfarrei in Taus (Domažlice). Dank des örtlichen Erzdekans Václav Antony engagierte er sich für die Hilfe für Menschen, die über die nahe Grenze nach Westdeutschland flüchteten. Er stand auch mit einer Reihe von Kurieren des CIS – Counterintelligence Corps, dem Geheimdienst der US-Armee, in Kontakt. Diese Menschen übernachteten oft in Grenzpfarrhäusern. Er selbst brachte etwa fünf Menschen über die Grenze. Bei der Personenüberführung arbeitete er mit Pfarrer Josef Melka aus der Pfarrei Mraken (Mrákov) zusammen. Ansonsten widmete er sich natürlich dem ordentlichen Priesterdienst nicht nur in Taus, sondern auch in Vollmau (Folmava), Pluhow (Pluhův Žďár) und Chodenschloß (Trhanov). Besonders hervorzuheben sind die spirituelle Betreuung im Taus Hospital und der Religionsunterricht an den Taus Schulen.
Aufgrund seiner Tätigkeiten wurde mehrfach gegen ihn der Staatsgeheimdienst (StB) ermittelt. Zuerst im März 1949 in Taus im Zusammenhang mit der Verhaftung von Erzdekan Antony, der anschließend zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Nach der Verurteilung seines Vorgesetzten erhielt er eine andere Anstellung, als er ebenfalls als Lehrer am Tauser Gymnasium anfing. Neben der Arbeit mit Studenten aus Taus traf er auch ehemalige Pfadfinder aus Kardasch Retschitz und Bechin. Durch einen glücklichen Zufall entging er der Verhaftung, als er mit mehreren anderen Priestern versuchte, die Grenze nach Deutschland zu überqueren.
1951 wurde er zum Grundwehrdienst einberufen. Aufgrund seiner politischen Unzuverlässigkeit wurde er den Technischen Hilfsbataillonen (PTP) zugeteilt. Er meldete sich in Liebau (Libavá), arbeitete dann in Olmütz und beim Bau des Flughafens in Proßnitz (Prostějov). Er dienste auch in Prerau (Přerov) und Bochorsch (Bochoř). Auch als Soldat widmete er sich heimlich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, für die er die Katechese leitete. Dies entging der Geheimpolizei nicht und so wurde er am 23. Januar 1953, nach vierzehn Monaten Militärdienst, verhaftet. Er wurde in Prag-Rusin (Ruzyn) in Untersuchungshaft genommen. Die Bedingungen hier waren sehr hart. Er war psychischem Druck ausgesetzt. Ohne Nahrung und Schlaf wurde er von StB zur Kooperation erpresst. Trotz Freilassungsversprechen und einer günstigen Position in der Kirchenverwaltung lehnte er alle Angebote ab. Seine Ermittlungen wurden in Pilsen und im Militärgefängnis am Prager Hradschin fortgesetzt.
Am 30. Januar 1954 verurteilte ihn das Obermilitärgericht in Prag wegen Hochverrats, insbesondere wegen versuchten illegalen Grenzübertritts, Personentransports über die Grenze, illegaler Jugendarbeit und jocismus, zu sieben Jahren Haft. Ähnliche Taten wurden damals mit deutlich höheren Strafen geahndet – und Dvořák selbst gibt in seinen Memoiren an, dass er zum Tode hätte verurteilt werden können. Die relativ milde Höhe der Strafe wurde jedoch durch positive Bewertungen der Militäreinheit und des Nationalkomitees in Taus beeinflusst. Er durchlief das Gefängnis in Karthaus-Walditz (Valdice), wo er bis April 1954 blieb. Anschließend arbeitete er im Uranbergbau in Hertin (Rtyň). Er wurde am 21. Januar 1960 freigelassen.
Nach seiner Entlassung arbeitete er in Prag als Arbeiter bei der Gamma National Company, die Schreibmaschinenbänder herstellte. Dank der Entspannung der politischen Lage in der Zeit vor dem sogenannten Prager Frühling absolvierte er 1968 einen einjährigen Auslandsaufenthalt: in Rom, Genf, Paderborn und auch an der Theologischen Fakultät in Münster bei Karl Rahner und Walter Kasper.
Nach seiner Rückkehr in seine Heimat arbeitete er als Verkäufer in einem Antiquariat in Prag. In den Jahren 1968-1989 war er illegal an der Arbeit der sogenannten Geheimkirche beteiligt. Zusammen mit Petr Piťha, Antonín Bělohlávek und František Pich organisierte er ein geheimes Theologiestudium. Die Vorträge wurden von Josef Zvěřina, Antonín Mandl, Oto Mádr und Jaroslav Kadlec gehalten, mit denen er auch in engem Kontakt stand. Im Zeitraum 1968–1989 durchliefen vierzig Theologen, die später Priester wurden, darunter Tomáš Halík, diese geheime theologische Ausbildung. Zu dieser Zeit engagierte sich Václav Dvořák auch in der Seelsorge für Familien und Universitätsstudenten und half auch bei der Veröffentlichung von Samisdat-Literatur.
1982 erhielt er die staatliche Zulassung zum Priesterdienst und begann als Hilfsgeistlicher in Prag-Branik (Braník) und 1984 auch in der Kirche St. Maria Schnee in Prag zu dienen. 1985 ging er in den Ruhestand, was jedoch nicht das letzte Kapitel seines Lebens bedeutete.
Nach der Samtenen Revolution von 1989 wurde er am 1. April 1990 vom damaligen Budweiser Bischof Miloslav Vlk (späterer Kardinal und Erzbischof von Prag), der sein langjähriger Freund war, zum Generalvikar ernannt. Er war für diese Position bestens geeignet: Er kannte die Priester der Diözese gut, hatte Kontakte ins Ausland, arbeitete mit Jugendlichen und hatte Erfahrung in der Geheimkirche.
Er war an der Gründung der Theologischen Fakultät in Budweis in 1991 beteiligt, deren Bedeutung für die tschechische Gesellschaft und die örtliche Kirche er hellsichtig erkennen konnte. Er blieb mit der Fakultät in engem Kontakt – und interessierte sich insbesondere für deren Studierende.
Papst Johannes Paul II ernannte Dvořák 1995 zum päpstlichen Prälaten und im April 2000 wurde er zum ständigen Kanoniker des Budweiser Domkapitels ernannt, dessen Kustos er schließlich auch war. Im Jahr 2002 erhielt er aus den Händen von Präsident Václav Havel eine staatliche Auszeichnung: die Verdienstmedaille erster Klasse. Seit 2000 ist er als bischöflicher Vikar für Ausländer, Bildung, Jugend sowie als Seelsorger in der Haftanstalt in Budweis, insbesondere für jugendliche Straftäter, tätig. Gleichzeitig war er in der Pfarrei Ledenitz (Ledenice) tätig.
Er starb am 30. Juli 2008 im Alter von 86 Jahren und im 61. Jahr seines Priesterlebens in Budweis. Die Verabschiedung von ihm fand am 9. August in der Domkirche St. Nikolaus in Budweis und auch in der Dekanatskirche St. Matthias in Bechin statt. Er wurde im Familiengrab in Bechin beigesetzt. Sein Andenken bleibt insbesondere im Andenken seiner Freunde, der Theologischen Fakultät der Südböhmischen Universität und der Gläubigen der Diözese České Budějovice lebendig. Es ist die Erinnerung an einen Mann, der trotz des großen Leids, das er erlebte, nicht verbittert wurde. Ein gebildeter Mensch, Zeuge eines lebendigen Glaubens, der durch sein lebenslanges Engagement, insbesondere für junge Menschen, seine Überzeugung zum Ausdruck brachte, dass die Kirche sich programmatisch an die Öffentlichkeit wenden und in die Welt eindringen sollte.
Rudolf Svoboda
Kirchenhistoriker, Ständiger Diakon und Dekan der Theologischen Fakultät der Südböhmischen Universität in České Budějovice/Budweis

Pfarrer Johann Kotschner zum Gedenken

Ein segensreiches Wirken als Priester ist zu Ende gegangen. Am 19. September 2023 verstarb der Geistliche Rat Pfarrer Johann Kotschner im Alter von 84 Jahren.

Trotz des Wissens um seine angeschlagene Gesundheit hat uns die Nachricht von seinem Tod tief betroffen und traurig gestimmt.
Johann Kotschner wurde am 21. Juli 1939 in Deutsch-Proben/Nitrianske Pravno geboren und teilte mit seiner Familie das Schicksal vieler Karpatendeutscher, die aus ihrer Heimat fliehen mussten und vertrieben wurden. Bereits beim Partisanenaufstand im Jahr 1944 hatte er seinen Vater verloren. Nach der Ankunft in Hessen besuchte Johann Kotschner erneut die Schule und schloss 1959 das Albert-Magnus-Kolleg in Königstein/Taunus erfolgreich mit dem Abitur ab. Sein Philosophie- und Theologiestudium beendete er in Mainz und am 27. Februar 1965 wurde er im Mainzer Dom zum Priester geweiht.
Im Laufe seines Priesterlebens wirkte er in verschiedenen Gemeinden, darunter Bürstadt, Mainz-Kostheim, Gernsheim und schließlich Mühlheim, wo er die Pfarrei St. Maximilian Kolbe gründete. Ab 1983 leitete er die damals größte Pfarrei der Diözese Mainz, St. Markus in Mühlheim.

Engagement für die Karpatendeutschen
Sein aktives Engagement im Hilfsbund Karpatendeutscher Katholiken begann 1985, als er zum Geistlichen Beirat im Vorstand der Organisation ernannt wurde. Trotz seiner bereits angeschlagenen Gesundheit nahm er 1992 die Wahl zum Vorsitzenden des Hilfsbundes an und definierte eine neue Zielsetzung für die zukünftige Arbeit. Neben der bisherigen Unterstützung der Landsleute in Deutschland setzte er nun den Schwerpunkt auf die „kooperative Phase“, die Zusammenarbeit mit den katholischen Landsleuten in der Slowakei. Pfarrer Kotschner sah den Hilfsbund als Brückenbauer im vereinten Europa.
Während einer Informationsreise im Jahr 1993 zu den karpatendeutschen Katholiken in der Slowakei knüpfte er Kontakte zu den Bischöfen aller slowakischen Bistümer und die Schwesterorganisation des Hilfsbundes, der Maximilan-Hell-Verein, wurde ins Leben gerufen. 1994 folgte eine Gedächtniswallfahrt ins Hauerland mit Gedenkveranstaltungen an den Mahnmalen in Glaserhau/Sklené und Schemnitz/ Banská Štiavnica sowie am Kalvarienberg in Deutsch-Proben/Nitrianske Pravno. Dieser Ort hatte eine besondere Bedeutung für Johann Kotschner, da sein Vater als Baumeister an seiner Entstehung beteiligt war.
Johann Kotschner setzte sich aktiv für die Renovierung dieses Ortes ein und sammelte Spenden dafür, auch für den Erhalt der Heimatkirchen. Höhepunkte seiner Amtszeit als Vorsitzender des Hilfsbundes waren die Jubiläumsveranstaltungen zum 50-, 60- und 70-jährigen Bestehen. Seine Aufgaben umfassten die Leitung von Vorstandssitzungen sowie die Teilnahme an Sitzungen der Arbeitsgemeinschaft, der AKVO, des Sudetendeutschen Priesterwerkes und des Diözesanrates. Seine Messfeiern, einschließlich der ökumenischen Gottesdienste, die er gemeinsam mit Pfarrer Metzel und Pfarrer Moravec gestaltete, sowie seine Predigten bei karpatendeutschen Veranstaltungen in Stuttgart, Karlsruhe und insbesondere in der Karwoche im Kloster Bernried, waren geistige Nahrung und schenkten Kraft für den Alltag. Pfarrer Kotschner verstand es, das Evangelium alltagstauglich zu erklären und sich stets auf aktuelle Ereignisse zu beziehen. Als jemand, der selbst in seiner Kindheit Flucht und Vertreibung erlebt hatte, zog er stets Parallelen zu aktuellen Kriegs- und Krisengebieten und schloss die dort Leidenden in seine Fürbitten ein. Auch die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche prangerte er an.

Ehrenbürger von Deutsch-Proben
In seiner Heimatgemeinde Deutsch-Proben/Nitrianske Pravno wurde er sehr geschätzt und im April 2000 zum Ehrenbürger ernannt. In seiner Dankansprache betonte er sein Credo: „Als Christen dürfen wir nicht in der Grundhaltung des Besserwissers und Rechthabers den Dialog suchen, sondern aus der Grundeinsicht heraus, dass wir, die Vertriebenen und unsere Vorväter, nicht immer ohne Schuld den anderen gegenüber getreten sind. (…) Die deutschen Vertriebenen haben die Lehren aus ihrem eigenen Schicksal gezogen und von Anfang an für Gewaltfreiheit bei der Verfolgung ihrer Rechte plädiert.“ Im Jahr 2004 wurde Johann Kotschner von der Deutschen Bischofskonferenz zum Visitator der Karpatendeutschen Katholiken ernannt. 2019 legte Johann Kotschner sein Amt als Vorsitzender des Hilfsbundes nieder, blieb jedoch bis zu seinem Tod Geistlicher Beirat.
Der Hilfsbund Karpatendeutscher Katholiken dankt Johann Kotschner für sein jahrelanges Wirken, seine Seelsorge und sein Engagement für die Belange seiner Karpatendeutschen Landsleute in Deutschland und in der Slowakei. Die karpatendeutschen Organisationen trauern um ihren Weggefährten und Landsmann und verneigen sich in Dankbarkeit für sein segensreiches Tun für unsere Gemeinschaft.
Persönlich verliere ich einen Freund und trauere mit seiner Familie. Ruhe in Frieden, Johnny. Deine geistlichen Impulse werden mir fehlen.
Ulla Nosko
Vorsitzende Hilfsbund Karpatendeutscher Katholiken e. V.

Auch das Sudetendeutsche Priesterwerk verliert mit Johann Kotschner einen guten Freund und langjährigen Weggefährten. Bis zum Ende der Visitatur 2016 gehörte er dem Priesterkonsult, dem Beratungsgremium des Visitators, an und brachte seine Erfahrungen als Visitator der Karpatendeutschen und Vorsitzender des Hilfsbund Karpatendeutscher Katholiken ein.

Geschichte eines reanimierten bischöflichen Gymnasiums

Der Bischof von Leitmeritz, Josef Koukl (1926–2010), verfügte die Wiedereröffnung des bischöflichen Gymnasiums im Wallfahrtsort Mariaschein, heute ein Ortsteil von Graupen im Bezirk Teplitz-Schönau, und dessen Eingliederung in das Schulnetz für das Schuljahr 1993/1994.
Der Marktflecken Mariaschein mit seinen rund 4500 Einwohnern gehörte einst zum Bezirk Aussig. Er war weithin für sein Marienheiligturn – Hauptwallfahrt anlässlich Maria Geburt am 8. September –, die Jesuitenresidenz mit Knabenseminar und Gymnasium bekannt. Der Ort liegt wunderschon am Fuße des Erzgebirges, das dort im Muckenberg bis über 800 Meter ansteigt. Das Gemeindeareal von Mariaschein grenzte unmittelbar und übergangslos an die Zinn-Bergstadt Graupen im Bezirk Teplitz-Schonau. Ins Zentrum der Badestadt Teplitz waren es etwa acht Kilometer.
Die Siedlungsflache der Gemeinde Mariaschein entstand schrittweise. Althof, der älteste Teil, stammt wahrscheinlich vom Anfang des 14. Jahrhunderts, da hier ein Vorwerk der Rosenburg in Graupen stand. Der zweite Ortsteil ist Oberscheine, etwa bei der Fundstelle des Gnadenbildes beziehungsweise rings um die dort gebaute Kapelle oder spätere Wallfahrtskirche. Dort war ursprünglich das Vorwerk Scheune oder Scheine.
Die Ortsansiedlung erfolgte erst nach 1668, also nach dem Zeitpunkt, an dem sich die Jesuiten niedergelassen hatten. Oberscheine umfasst zwei Ortsplatze. Auf dem oberen stand bis 1939 ein leuchtendes Kreuz, unter welchem gemäß der Volksüberlieferung ein Massengrab von 300 deutschen Rittern und anderen Kriegern liegt, die 1426 – zurückflutend von der verlorenen Schlacht am Bihane-Gelände bei Aussig gegen die Hussiten – hier gefallen waren. Auf dem unteren östlich der Kirche ist eine Brunnenanlage. Der dritte Ortsteil Niederscheine oder Niederscheune liegt unterhalb der Schule und war das eigentliche Bauerndorf.
Die Wallfahrt Mariaschein wird mit der Auffindung des Gnadenbildes der Schmerzhaften Muttergottes – einer 25 Zentimeter hohen Pieta aus Ton – in Zusammenhang gebracht. Das hatten Nonnen – Beschützerinnen des heiligen Grabes – aus dem benachbarten Kloster Schwaz bei Bilin auf der Flucht vor den Hussiten 1421 in einer großen hohlen Linde verborgen. Das Bildnis soll eine Dienstmagd aus Graupen am 8. September 1425 gefunden haben.
Eine andere, wahrscheinlichere Version besagt, das die Wallfahrt mit der erwähnten Hussitenschlacht von 1426 zusammenhangt. Es leuchtet ein, das über dem Grab der Gefallenen eine Holz- und später steinerne Kapelle errichtet und darin das Gnadenbild aufgestellt wurde. Forschungen bestätigen diese Version insofern, als das Votivbild von 1443 stammt.
Da sich aus der Verehrung des Gnadenbildes die Wallfahrt zu Maria Elend entwickelte, lies der Besitzer der Bergherrschaft Graupen und Oberstkanzler von Böhmen, Albrecht Graf von Kolowrat, die Kapelle 1507 durch ein Langhaus erweitern. Ab 1584 wurde die Gnadenstatte weiter ausgebaut, indem man das Kirchlein mit einer festen Mauer umgab mit eingefugten kleinen Kapellen, die den sieben Schmerzen Mariens geweiht wurden.
Im Jahre 1587 übergab Wilhelm Fürst von Lobkowitz das Kirchlein den Komotauer Jesuiten, die es von ihrem Sitz in Komotau aus betreuten. 1662 gründeten die Jesuiten am Wallfahrtsort eine eigene Niederlassung, was einen weiteren Ausbau der kirchlichen Einrichtungen erforderte. Die finanziellen Möglichkeiten verbesserten sich, als Christoph von Lobkowitz den Althof und 1665 Anna Maria von Bleileben das ganze Gut Sobochleben mit 500 Hektar den Jesuiten vererbte.
Schon 1666 wurde das Vorwerk Oberscheine parzelliert. Statt des alten Namens Mariascheune – manchmal auch Untergraupengenannt – wurde nun der Name Mariaschein eingeführt. In der Steuerrolle von 1654 ist das Bauerndorf als Scheine mit drei Bauern, elf Kleinbauern und einem Gartner verzeichnet. 1780 ist für alle drei Ortsteile der Name Mariaschein verzeichnet.
Im Jahr 1670 begannen die Jesuiten den Bau eines Residenzgebäudes, des Kollegs, und 1679 richteten sie im alten Kloster eine Lateinschule ein, die ab 1725 den Charakter eines Gymnasiums hatte. 1701 bis 1706 erfolgte der Bau der jetzt noch bestehenden Barockkirche Zur Schmerzhaften Mutter Gottes und 1722 die Ausgestaltung des Ambitus, des Kreuzgangs.
Durch das Aufblühen der Wallfahrt wurden 1720 rund 100 000 Kommunikanten gezahlt, eine Zahl, die auch später alljährlich erreicht wurde.
Als 1773 unter Papst Klemens XIV. der Jesuitenorden aufgelöst wurde, verblieben nach dem gut 100jahrigen Wirken der Jesuiten in Mariaschein eine Hauptschule und eine Schule für Lehramtsanwarter. Leiter war der spätere Bischof von Leitmeritz, Ferdinand Kindermann von Schulstein. Durch diesen Einschnitt wurde das vorher nach Graupen eingepfarrte Mariaschein selbständige Pfarrei und 1798 Probstei. Die Wallfahrt erfuhr durch die Verordnung Josephs II. eine Einschränkung.
Im Frühjahr 1813 besuchte Johann Wolfgang von Goethe von Teplitz aus den Ort, sprach sich über die Anlagen positiv aus, bedauerte aber die dortigen Verhältnisse. Unter Papst Pius VII. kehrten die Jesuiten 1814 zurück und eröffneten wieder das Kolleg. Aber erst 1851 gründete Bischof Augustin Bartholomaus Hille eine neue Lateinschule mit Seminar, und zwar in Oberpolitz am Polzen, und übergab diese den Jesuiten. Wegen Platzmangels zog man in das bischöfliche Schloss Drum und 1853 in das fertig gewordene neue Gebäude in Mariaschein. Die zuerst drei- und dann achtklassige Schule war die Vorstufe für das bischöfliche humanistische Gymnasium, das bis 1939 bestand.
Das Gymnasium erlangte 1905 Öffentlichkeitsrecht. Zuvor waren die Maturaprufungen in Leitmeritz abgelegt worden. Im selben Jahr errichteten Bischof Emmanuel Johann Schobel und 1912/13 Bischof Josef Gros Vergrößerungsbauten. Es war nun Platz für fast 400 Zöglinge. Weit mehr als 700 Priester und darüberhinaus zahlreiche Sudetendeutsche verdankten Mariaschein eine solide höhere Ausbildung. Absolventen waren beispielsweise der Dresdener Hofmaler Anton Kern (Tetschen 1709), Senator Karl Hilgenreiner (1867–1947), die Germanisten Josef Nadler (1884–1963) und Franz Huller (1885–1967), der Verleger und Abgeordnete Ambros Opitz (1846–1907), der Theologe und Politiker Wenzel Feierfeil (1868–1941), der letzte deutsche Leitmeritzer Bischof Alois Anton Weber (1877–1948) und der Vertriebenen-Weihbischof Adolf Kindermann (1899–1973).
1925 wurde das 500. Bestandsjubiläum der Wallfahrtskirche begangen, und der Papst erhob die Kirche zur Basilika minor. Außerdem erschien 1924 die Festschrift „500 Jahre Mariaschein“ von Josef Knell und 1925 „Festschrift zum 500jahrigen Jubiläum von Mariaschein“ von Anton Wagner.
Die Mariascheiner Wallfahrtskirche ist von einem prachtvollen Säulengang mit sieben Kapellen umgeben. Tritt man durch das Haupttor in den Kreuzgang, in welchem 36 Fresken von der Geschichte des Gnadenortes erzählen, ist rechts zuerst die Duxer oder gräfliche Waldsteinsche Kapelle von 1625 beziehungsweise 1818, dann die Reichstadter oder Sachsen-Lauenburgische von 1648, die Teplitzer oder Clary-Aldringensche von 1672, die Leitmeritzer von 1688, die Bleylebensche, die Kulmer oder Kolowratsche von 1629 sowie die Ossegger Kapelle. Neben der letzteren steht zwischen Kirche und Kreuzgang der Marien- oder Kreuzbrunnen, die Gnadenquelle. Außerhalb der Klosteranlagen ist am unteren Ortsplatz eine eisenhaltige Quelle, die wegen ihres Geruches der Stanker oder wegen ihrer anregenden Wirkung der Fresbrunnen genannt wird.
Die Gnadenkirche ist von den Baumeistern Julius und Octavio Broggio erbaut worden, die auch in Osseg tätig waren. Ihr Grundriss ist der Kirche Il Gesu von Vignola in Rom gleich, ihr Hauptaltar dem der Peterskirche in Rom nachgebildet. Der Aufbau über dem Altartisch enthalt in goldenem Rahmen das wundertätige Marienbild. Vier Säulen tragen den herrlich geschnitzten Baldachin. Reich geschnitzt sind auch der Predigtstuhl und die sechs Seitenaltäre.
Das Ende der Mariascheiner Bildungsanstalt kam bald nach dem Anschluss des Sudetenlandes an das Reich. Im Marz 1939 verfügte der Aussiger Regierungspräsident gegen den Willen des Gauleiters Konrad Henlein, aber im Einvernehmen mit den zuständigen Berliner Stellen die Schließung des Seminars und der Schule. Es bestehe kein Bedarf mehr, weil die deutschnationale Erziehung nicht gewährleistet sei. Letzter Rektor der gesamten Anstalt und Direktor des Gymnasiums war der Germanist und Slawist Adolf Butler.
Während des Zweiten Weltkrieges war in den Seminar- und Klostergebäuden eine Polizeischule untergebracht. 1945/1946 benutzten die Russen und dann die tschechischen Partisanen die Gebäude als Kaserne. Ab 1947 wurde im Seminar ein Konzentrationslager für Priester und nach diesen für Nonnen eingerichtet. Beide Gruppen mussten in nahen Fabriken der Schrauben- und Porzellanindustrie arbeiten, bis sie eines Tages an einen anderen Ort verlegt wurden. 1951 hat man das Seminar und die Schule zur größten Offiziersschule der ČSR ausgebaut, wobei die Kapellen im Kolleg und im Seminar abgerissen wurden. Über die Jahre wurden insgesamt 4000 Offiziersanwärter ausgebildet. Auf diese Weise wurde Mariaschein ein Militärort; ab 1968 war es russische Garnison. Die Explosion eines russischen Panzers am 9. Januar 1991 in Mariaschein machte den Ort weithin bekannt. Im Februar 1991 zogen die Sowjets ab.
Alfred Herr
Textquelle und Fotos: Sudetendeutsche Zeitung, Folge 37, 15.09.2023, S. 10

Nach Vertreibung in der Diaspora

Tagung zum kirchlichen Aufbau und Integration der Vertriebenen in den 1950er Jahren
Sozusagen in seinen früheren Sitz – nach Regensburg – kehrte vom 18. bis 20. September das Institut für Kirchen- und Kulturgeschichte der Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa e.V. mit der jährlichen Arbeitstagung zurück. Diese befasste sich im Runtingersaal heuer mit der Thematik „Kirche im Wandel. Organisatorische und institutionelle Grundlagen der Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen 1945-1963“. Rund 30 Personen, vor allem Referenten (17 Referate), sowie Institutsmitglieder und Interessenten nahmen daran teil.
Ein Aspekt für die Wahl dieses Tagungsortes war die Beschäftigung mit Neutraubling, einer der vier bayerischen Vertriebenenstädte. Hierher führte auch eine Exkursion mit Vortrag, Rundgang und Konzert. Im Gros der Vorträge ging es um Themen bzw. Beispiele aus Norddeutschland: Vertriebenenseelsorger Georg Wengler im Bistum Hildesheim, die Einbeziehung des ostdeutschen Kirchenliedguts dort oder die Kirche St. Ansgar in Seevetal-Hittfeld sowie Vertriebenen-Wallfahrten – zum Teil Neugründungen und bisweilen auch ohne Unterstützung des örtlichen Pfarrers. Immer wieder wurden dabei auch die Themen „Ökumene“ und „Diaspora“ deutlich – Letzteres in der früheren DDR sogar zweifach: Diaspora-Situation oft in mehrheitlich protestantisch geprägten Regionen und zudem gegenüber einem zunehmend antikirchlich agierenden Staatsapparat. Auch wurden weitere Vertriebene und Flüchtlinge in katholischen Gebieten angesiedelt, trafen dort aber auf andere Glaubens- und Frömmigkeitsformen und Traditionen, so dass es zu Abgrenzungs- und Austauschprozessen kam.
In zwei Vorträgen wurden auch die Gemeinde(neu)bildungen in den von den Deutschen verlassenen Regionen – exemplarisch in Böhmen und im Ermland – behandelt und die zunächst häufig entstandenen Notkirchen und -kapellen in ihrer architektonischen und gestalterischen Struktur vorgestellt. Anhand von Beispielen aus dem Erzbistum Bamberg erfuhren die Tagungsteilnehmer interessante Fakten über Wallfahrtsziele und neue Kirchenpatrozinien, die mit Herkunftsorten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge zusammenhängen. Ebenso wurde exemplarisch die Flüchtlingshilfe der Caritas im Bistum Rottenburg-Stuttgart vorgestellt.
Schließlich ging es um die Verbands- und Pastoralarbeit im Kontext der Vertriebenen: Flüchtlingsseelsorge im Erzbistum München und Freising in den 1950er Jahren am Beispiel der oberbayerischen Vertriebenenstadt Waldkraiburg, die Integration der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen durch Initiativen von Verbänden, Organisationen und heimatvertriebenen Priesterpersönlichkeiten im Bistum Passau, die Arbeit von Orden in der Vertriebenenseelsorge sowie der Kirchlichen Hilfsstelle Frankfurt am Main am Beispiel der Siedlung und Katholischen Kirchengemeinde Sankt Stephan bei Darmstadt 1947 bis 1949 für Deutsche aus Ungarn.
Mit dem überaus breiten Themenspektrum wurden gleichermaßen kirchenhistorische bzw. historische wie architekturgeschichtliche, kunsthistorische und volkskundliche und nicht zuletzt auch aktuelle Fragestellungen aufgeworfen.
Mitveranstalter der Tagung waren die Bundeskonferenz der kirchlichen Archive in Deutschland, der Historische Verein Ermland, das Institut für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa, die Ackermann-Gemeinde im Bistum Regensburg sowie die Katholische Erwachsenenbildung in der Stadt Regensburg.
Markus Bauer

Wie Tepl nach Indien kam

Interview mit P. Michael Darlyvilla OPraem
P. Michael Darlyvilla OPraem gehört dem Prämonstratenserkloster „Tepl- Mananthavady“ an und ist als Pfarrer von Ettringen in der Diözese Augsburg tätig. Mathias Kotonski führte mit ihm das folgende Gespräch.

Wie kam es zur Gründung des Kloster der Prämonstratenser in Mananthavady?
Nach der Vertreibung der Prämonstratenser aus Tepl 1946 fanden die Chorherren zunächst für kurze Zeit eine Bleibe in der Abtei Speinshart in der Oberpfalz ehe sie 1948 das ehemalige Benediktinerkloster Schönau im Rheinland bezogen. Aus verschiedenen Gründen war es jedoch für eine Niederlassung eines Seelsorgeordens nicht so geeignet, so dass man sich nach einem neuen Ort umschaute. Dieser wurde in Villingen im Schwarzwald gefunden, wo mit der Übernahme einer neugegründeten Pfarrei und einem neuen Klostergebäude die Betätigung auf verschiedenen Feldern der Seelsorge möglich war. Doch auch dies hatten keinen langen Bestand, ebenso wenig wie der Versuch, in Obermedlingen in der Diözese Augsburg Fuß zu fassen.
In Villingen reifte in Abt Wolfgang Böhm der Gedanke, die Tradition von Tepl in Indien fortleben zu lassen. 1978 reiste er erstmals nach Indien, um mit Bischof Jakob Thoomkuzhy von Mananthavady die Gründung eines Prämonstratenserklosters zu besprechen. 1979 ist aus dem Gedanken Wirklichkeit geworden und es kam zur Eröffnung des Norbert-Hauses in Mananthavady, das den Titel „Tepl-Mananthavady“ trägt.

Wie hat sich das Kloster entwickelt, wie viele Chorherren gehören ihm heute an?
Gleich nach der Gründung traten die ersten Kandidaten ein. 1989 wurden die ersten drei Klosterangehörigen zu Priestern geweiht. Das Kloster hat sich kontinuierlich entwickelt, die Zahl der Novizen und Chorherren nahm stetig zu, was auch eine ständige Erweiterung der Klostergebäude erforderte. Aus Mananthavady können laufend Missionare in andere Bundesstaaten Indiens oder andere Länder der Welt entsandt werden.
Heute zählt das Kloster 107 Mitglieder, davon sind 87 Priester und 7 Novizen

In welchen Ländern sind die Chorherren tätig, wo in Deutschland?
Sie sind in sieben Ländern tätig, wobei der Schwerpunkt in Indien liegt. In Deutschland sind 17 Klosterangehörige in den Diözesen Augsburg, Rottenburg-Stuttgart und Trier tätig.

Warst du schon mal in Tepl und welchen Eindruck hast du?
Ich war zweimal kurz in Tepl und habe mit der dortigen Gemeinschaft das Chorgebet gebetet und die Messe gefeiert. Es ist ein Kloster mit einer großen Tradition aber wegen des fehlenden Nachwuchses steht es vor einer schweren Zukunft. An der großen Klosteranlage ist noch viel zu renovieren.

Wie war dein persönlicher Weg zu den und mit den Prämonstratensern von Mananthavady?
Ich war in meiner Heimatgemeinde im Bundesstaat Kerala Ministrant und in der Jugendarbeit engagiert. So entstand in mir der Wunsch, Priester zu werden und ich trat 1983 in das Kloster Mananthavady ein, wo ich zunächst das Studium der Philosophie absolvierte. Der damalige Prior des Prämonstratenserstiftes Tepl-Villingen P. Norbert Schlegel kam nach Indien und fragte nach Mitbrüdern, die nach Deutschland gehen wollten. So kam ich nach Deutschland und machte in Villingen das Noviziat. In Augsburg studierte ich Theologie und wurde 1994 in Indien zum Priester geweiht. Seitdem bin ich in der Diözese Augsburg eingesetzt, zunächst in unserem damaligen Kloster in Obermedlingen, dann als Kaplan in Jettingen und Buchloe und seit 1998 als Pfarrer von Ettringen im Dekanat Mindelheim.
Seit unserer ersten Begegnung war mir P. Norbert Schlegel ein guter Wegbegleiter. Durch ihn habe ich erstmals vom Sudetendeutschen Priesterwerk gehört. Ich habe ihn öfters in Brannenburg besucht und war auch bei seiner Beerdigung.

Pater Michael, wir danken für dieses Gespräch!